Zu einem datenzentrierten Bauunternehmen werden!

Das im Dezember 2020 veröffentlichte Construction Playbook gibt öffentlichen Behörden und unabhängigen Organisationen eine Leitlinie an die Hand. Für die Beschaffung und Auftragsvergabe bei öffentlichen Bauprojekten und -programmen.

1. Die Auftraggeber werden aufgefordert, die Nachfrage zu harmonisieren, zu digitalisieren und zu rationalisieren. Sie sollen die Entwicklung und den Einsatz von Plattformkonzepten, Standardprodukten und -komponenten beschleunigen. Diese werden als entscheidend für die Transformation des Marktes angesehen, digitale und standortunabhängige Fertigungstechnologien zu planen, zu investieren und zu liefern.
2. Außerdem werden sie ermutigt, digitale Technologien weiter zu verankern. Öffentliche Auftraggeber sollten das britische BIM-Rahmenwerk nutzen, um den Ansatz für die Erstellung und Klassifizierung von Daten, die Informationssicherheit und -austausch zu standardisieren.

Viele Organisationen leiden nach wie vor unter einem unzureichenden digitalen Erbe. Das Playbook stellt fest, dass die Menge der Daten zwar rasch zunimmt, aber oft fragmentiert oder nicht leicht zugänglich ist. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass Projektteams in der Baubranche in der Vergangenheit silobasiert arbeiteten. Wobei Unternehmen und Fachdisziplinen eigene Softwareanwendungen einsetzten, die die gemeinsame Nutzung unmöglich sowie den Zugang und die Wiederverwendung von Informationen erschwerten. Die digitale Transformation erfordert Verbesserungen bei der Konsistenz und Qualität von Daten. Das Playbook unterstreicht die Notwendigkeit von Standards, Leitlinien und anderen Ressourcen, die die Interoperabilität von Informationen ermöglichen. Einschließlich standardisierter Ansätze für:

• Definition von Informationsanforderungen
• Generierung und Klassifizierung von Daten
• Informationssicherheit und -austausch

Die Forderung nach Interoperabilität wird in der Transforming Infrastructure Performance (TIP) der Infrastructure and Projects Authority noch weiter vertieft: Roadmap to 2030 (TIP), die am 13. September 2021 veröffentlicht wurde. Zusammen mit dem Playbook stellt dies nun die Strategie der britischen Regierung für das Bauwesen dar. Beide Dokumente werden von Organisationen im Bereich Bauwesen befürwortet. Dadurch wird eine stärkere gemeinsame Nutzung von qualitativ hochwertigen Daten als Grundlage gefordert.

Das 62-seitige TIP-Dokument betont und wiederholt den Einsatz moderner digitaler Ansätze und Technologien. Die Interoperabilität ist für eine Regierung, die die langfristigen gesellschaftlichen Ergebnisse von Projekten und Programmen optimieren will, ein entscheidender Aspekt. Um dies zu erreichen, wird in einem Mandat für das Informationsmanagement (wohlgemerkt kein BIM-Mandat mehr, sondern eine Forderung nach einem besseren Informationsmanagement) der Verbesserungsbedarf bei bestehenden Prozessen, Standards und Technologien dargelegt. Es wird erwartet, dass sich diese weiterentwickeln und in Zukunft eine größere Interoperabilität unterstützen. Darüber hinaus wurde eine Interoperabilitätsgruppe der Regierung und der Industrie eingerichtet, um die Bemühungen auf Bereiche wie Klassifizierung, Praktiken des Kundeninformationsmanagements, Technologien und Beschaffung zu konzentrieren.

Viele Unternehmen in der britischen Architektur-, Ingenieur- und Bauindustrie (AEC) sind in ihren digitalen Fähigkeiten bereits weit fortgeschritten. Die Baupolitik der britischen Regierung verlangt nun eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Fähigkeiten. Die Mitarbeiter, Prozesse und Technologien der Zuliefererorganisationen müssen nicht nur angepasst werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen, sondern auch, um den wachsenden Anforderungen der Kunden an bessere langfristige Ergebnisse und Gesamtwert für den Lebenszyklus gerecht zu werden. Entsprechende Unterstützung wird durch das Value Toolkit des Construction Innovation Hub angeboten - "Driving better social, environmental and economic outcomes through value-based decision making". Es gibt auch sektorale Initiativen z. B. wurde im August 2021 von der Eisenbahnregulierungsbehörde, Network Rail und dem Verkehrsministerium gemeinsam ein Better Value Rail Toolkit auf den Weg gebracht.

Die TIP-Vision ist ein datenvernetztes ‘system of systems’ Modell, bei dem Investitions- und Betriebsentscheidungen durch aus Daten gewonnene Erkenntnisse gesteuert werden. Die Kunden, Eigentümer und Betreiber, stellen hohe Anforderungen an die langfristigen Informationen über ihre Gebäude, die sie von ihren Lieferanten erwarten. Und um in einem Markt wettbewerbsfähig zu sein, in dem sich immer mehr und schneller umfangreiche Informationen bewegen, um längerfristige Kooperationsbeziehungen aufrechtzuerhalten, müssen immer mehr AEC-Unternehmen digitalisieren - um Daten zu nutzen, um neue und effizientere Arbeitsweisen zu fördern und sogar neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle zu schaffen.

Vor mehr als 10 Jahren lautete die ursprüngliche BIM-Hypothese der britischen Regierung, dass die Verwendung offener, gemeinsam nutzbarer Bestandsdaten erhebliche Verbesserungen bei Kosten, Wert und Kohlenstoffbilanz erzielen kann. Dies gilt heute noch genauso wie vor einem Jahrzehnt, nur dass uns die Probleme des Klimawandels jetzt vielleicht noch schmerzlicher bewusst sind und wir das Nirwana der "offenen, gemeinsam nutzbaren Daten" noch nicht erreicht haben.

Die britische Regierung hat daher ihre gestiegenen Erwartungen an einen nahtlosen und sicheren Austausch und die Nutzung von Informationen über Organisationsgrenzen und Systeme hinweg sowie über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden dargelegt. Auf diese Weise soll letztlich ein miteinander verbundener nationaler digitaler Zwilling entstehen. AEC- und Technologieunternehmen, die sie unterstützen, müssen sich von der Notwendigkeit leiten lassen, die Informationen ihrer Kunden, die diese langfristige Vision unterstützen, effizient zu erstellen und anschließend sicher zu teilen, verwalten und pflegen.

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